Third Culture Kids – Aufwachsen zwischen den Welten

Third Culture Kids – Aufwachsen zwischen den Welten
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„Wer bin ich und wenn ja wie viele?“
Third Culture Kids – Aufwachsen zwischen den Welten.

Manchmal glaube ich, der Zement meines Wesens wurde aus einer kulturellen Form herausgenommen, bevor er fest geworden war, und in andere Formen gedrückt, eine nach der anderen, und dabei nahm er von jeder Form ein paar Konturen an, doch am Ende kam eine Skulptur heraus, die in keine davon mehr passte. […]

Ich bin geschickt darin, die passenden Rollen zu spielen. Aber habe ich auch eine Farbe außer denen, die ich annehme? Wenn ich aufhören würde, irgendeine Rolle zu spielen, würde ich dann durchsichtig werden? Oder, um die Metaphern zu mischen: Wenn ich die Schichten der Rollen, die ich annehme, abschälen würde, würde ich dann in der Mitte nur Leeres finden? Bin ich am Ende vielleicht eine Zwiebel – nichts als die Summe meiner Schichten?
(Morton, zit. n. Pollock & Van Reken, 2001)

Das Phänomen des Third Culture Kid (=TCK) ist an und für sich kein Neues. Schon seit den ersten Migrationsbewegungen gibt es sie: die Globalen Nomaden, jene jungen Weltenbummler, die überall und nirgends zu Hause sind. Unsere Kinder und Jugendlichen verbringen einen Großteil ihrer Entwicklungsjahre im Ausland. Sie begleiten uns, ihre Eltern, mehr oder weniger freiwillig in die unterschiedlichsten Länder und Kulturen. Sie teilen damit ähnlich wie Migrantenkinder, die Erfahrungen multikulturell aufzuwachsen, jedoch mit dem Unterschied, keine Wurzeln schlagen zu können.
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Third Culture Kids: Aufwachsen in mehreren Kulturen. Third Culture Kid, Resilienz Von Third Culture Kids. Missionarskinder als Third Culture Kids bei ihrer Rückkehr.

Der Zeitpunkt, als ich das erste Mal die Begriffe Third Culture Kid bzw. Global Nomad bewusst wahrgenommen habe, hat sich mir eindrücklich in mein Gedächtnis eingebrannt. In meiner Funktion als Personalentwicklerin und Recruiterin beim Österreichischen Roten Kreuz bewarb sich vor Jahren eine junge Frau für eine Position beim Jugendrotkreuz, deren internationaler Lebenslauf mich von Anfang an beeindruckte. Beim Bewerbungsgepräch überzeugte mich diese junge Bewerberin damals mit ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrer weltoffenen und sozial kompetenten Ausstrahlung, die ich in diesem Ausmaß noch selten bei jungen Leuten erlebt hatte. Unser Interview entwickelte sich in weiterer Folge immer mehr zu einem Beratungsgespräch und ich durfte erstmals von den vielfältigen und eindrucksvollen Erlebnissen einer trotz ihres jugendlichen Alters, sehr reifen und reflektierten Persönlichkeit erfahren. Aufgewachsen in Südafrika und nach mehreren Stationen im europäischen Ausland, kam sie in ihren Teenagerjahren zurück nach Österreich und hatte damals sehr mit der Integration ihrer vielen verschiedenen Anteile zu einem für sie stimmigen Selbstbild zu kämpfen. Nicht zuletzt aus diesen für sie sehr schwierigen Erfahrungen heraus, entschied sie sich nach ihrer Schulzeit für ein Psychologie/Counseling Studium in den USA. Später jedoch besann sie sich der Wurzeln ihrer Eltern und kehrte im Anschluss daran für ein Postgraduate in Public Health in Salzburg wieder nach Österreich zurück, obwohl oder gerade weil sie sich ihrer ambivalenten Gefühle für die Heimat ihrer Eltern bewusst war. Meinen letzten Informationen zufolge ist sie derzeit als psychologische Beraterin an der Amerikanischen Schule in Den Haag tätig. Seit jener Begegnung ließ mich das Phänomen des Third Culture Kid nicht mehr los. Ich beschloss diesem aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit meinen Kindern, ebenfalls näher auf den Grund zu gehen. Meine spätere Zusammenarbeit mit meiner Freundin, Kollegin und TCK Beauftragten in Madrid, Dr. Wanda Koppensteiner, bestärkte mich zusätzlich in meinem Vorhaben.

Als Angehörige des BmeiA sind wir alle damit konfrontiert, unsere Kinder bei diesem Aufwachsen „zwischen den Kulturen“ bestmöglich zu begleiten. Doch zuweilen fehlt ein tieferes Verständnis für die zahlreichen Herausforderungen, die unsere oftmals so anders – als wir selbst – heranwachsenden Kinder meistern müssen. Was bedeuten diese „Wanderjahre“ für die Identitätsentwicklung und das kulturelle wie soziale Selbstverständnis unserer Kinder? Wie gelingt es ihnen trotz ständiger Um- und Aufbrüche zu einem stabilen Selbstbild zu gelangen? Und nicht zuletzt: welche Ressourcen können sich aus den vielfältigen Erfahrungen, die sie schon in recht jungen Jahren machen dürfen, ergeben?

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Neuere Forschungen, speziell aus dem amerikanischen Raum, bestätigen, dass die Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls und das Finden einer eigenen Identität zu den größten Herausforderungen im Leben von Third Culture Kids zählen. In dem von Pollock und Van Reken (2001) einschlägigen Bestseller „Third Culture Kids – the Experience of Growing Up Among Worlds“ ist oftmals von einer frühen Reife bei gleichzeitig verspäteter Adoleszenz die Rede. Während erstere sich in einem breiten Allgemeinwissen über die Welt, multilingualer Sprachkompetenz und einer zuweilen recht frühen Selbständigkeit manifestiert, macht sich letztere beim erschwerten Aufbau einer persönlichen Identität, der oft recht eingeschränkten Bildung und Erhaltung von festen Beziehungen, fehlender Entschlussstärke und einer meist verzögerten Erreichung von Unabhängigkeit bemerkbar. Unter Umständen hinkt die soziale Reife derjenigen ihrer peers hinterher, da es TCKs meist schwerfällt, die ungeschriebenen Gesetze der jeweiligen Jugendkultur zu verstehen. Betroffene Kinder und Jugendliche sprechen fast immer von einem Gefühl des Andersseins, des Nicht-Dazugehörens und des Nicht-Dazupassens. Damit zusammenhängende kulturelle Fehltritte enden nicht selten mit Rückzug und Vermeidungsverhalten, was zu einem Gefühl von Einsamkeit und Trauer führen kann.  Selbst bei Rückkehr in das Heimatland der Eltern (bzw. eines Elternteils) erleben sich TCKs meist als hidden immigrants, was mitunter viel komplizierter beschrieben wird als erwartet, da sie sich zumindest rein äußerlich nicht von ihren Gleichaltrigen unterscheiden, aber dennoch ganz anders „ticken“.

Darüber hinaus scheinen Third Culture Kids durch die immer wiederkehrenden Verluste, eine entsprechende Entwicklungsverzögerung durchzumachen. Verlust und Trauer sind ohnehin ständige Begleiter, oftmals wird diesem Trauerprozess jedoch keine oder nur zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da den Betroffenen und ihren Angehörigen die Bedeutung des grieving wellnicht bewusst ist. Unverarbeitet kann dies jedoch zum Bumerang werden.

Entwicklungspsychologen sind sich einig, dass die bedeutsamste Zeit für die Bildung einer eigenständigen Identität die Jugendphase oder Adoleszenz ist. Wenngleich fast alle jungen Menschen in dieser Phase in der ein oder anderen Form mit Schwierigkeiten ein eigenes Selbst zu entwickeln, kämpfen müssen, so besteht der Unterschied für TCKs darin, dass sie in einem interkulturellen Umfeld aufwachsen, dass sich ständig verändert und dass sie ebenfalls hochgradig mobil sein müssen. Während also „normale“ Kinder und Jugendliche die jeweiligen Entwicklungsstufen mehr oder weniger altersgemäß durchlaufen, sehen sich unsere Kinder immer wieder damit konfrontiert, die eine oder andere Phase zu wiederholen. Darüber hinaus betont die Bindungsforschung die in der Adoleszenz notwendige, allmähliche Ablösung von den Eltern als eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer eigenständigen Identität. Für Third Culture Kids ist es jedoch meist schwieriger, sich von den Eltern zu lösen, da die Familie allzu oft die einzig verlässliche Konstante in  deren Leben darstellt und sie in vielfacher Weise vom System Familie und der entsendenden Organisation abhängig sind.

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Die Entwicklungsverzögerung scheint mitunter auch die Bildung von festen Beziehungen ungünstig zu beeinflussen: wie sollten auch intime Beziehungen eingegangen und gepflegt werden, wenn man sich selbst noch nicht mal kennt?  Diese Identitätsdiffusion führt daher nicht selten zu einem Vermeidungs- und Rückzugsverhalten der Betroffenen.

Wir, als Eltern dieser Kinder und Jugendlichen sind oftmals damit überfordert, ihre vielen uneindeutigen Gefühle richtig zu deuten und entsprechend zuzuordnen. Auf der anderen Seite sind es gerade wir, die wir als Kernfamilie und emotionales Zuhause, für Stabilität und Sicherheit sorgen müssen. In zahlreichen Interviews zeigte sich, dass sich ein Großteil der Third Culture Kids selbst als „Leute, die ständig übersiedeln“ definiert und häufig kein eindeutiger Heimatort von ihnen angegeben werden kann. Für die meisten ist es jedoch der Ort, wo sie sich sicher und geborgen fühlen, womit aber in der Regel kein physischer Ort, sondern die Familie oder die Zugehörigkeit zu Menschen mit einem ähnlichen Schicksal gemeint ist. „Zuhause ist, wo das Herz ist“  ist immer wieder zu hören.

Bei all den Herausforderungen, mit denen unsere Kinder in ihren bedeutsamen Entwicklungsjahren zusätzlich konfrontiert sind, darf nicht darauf vergessen werden, auch auf die zahlreichen Chancen und Ressourcen hinzuweisen. Handelt es sich doch bei unseren jungen Gobalen Nomaden um wahrliche „kulturelle Chamäleons“, die über verschiedenste Qualitäten wie eine große Offenheit und Sensibilität gegenüber den unterschiedlichsten Kulturen, Weltgewandtheit, Flexibilität, ausgezeichnete interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten sowie eine hohe Anpassungsfähigkeit und zumeist ausgeprägte Bereitschaft, neue Herausforderungen anzunehmen, verfügen. Alles Ressourcen, die in einer zunehmend globalen Welt bedeutsam und gefragt sind. Wie lassen sich also zukünftig Ressourcen stärken und Risiken so gut wie möglich vermeiden?

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In den letzten Jahren haben Begriffe wie Gesundheitsförderung, Resilienz und Prävention zunehmend an Bedeutung gewonnen und es ist ein Trend weg von einer problemorientierten hin zu einer ressourcenorientierten Beratung und Therapie zu erkennen. In diesem Sinne, ist mir im Laufe meiner Studien umsomehr bewusst geworden, wie wichtig es für uns Eltern von unseren „Drittkulturkindern“ sein muss, ausreichend informiert und beraten zu werden, und zwar rechtzeitig und vor einer Übersiedlung! Jeder Umzug in eine neue Kultur, sei es ins Ausland, sei es aber auch bei einer Rückkehr nach Österreich, bietet unseren Kindern unzählige Möglichkeiten und Chancen, ihre Erfahrungen in ihr einzigartiges Selbstbild zu integrieren. Sie haben durch die wiederholten Anpassungsprozesse und die große Vielfalt ihrer Eindrücke schon recht früh die schwierige Aufgabe, all die kleineren oder größeren Krisen meistern lernen zu müssen. Jede durchlebte Krise bietet jedoch eine Chance auf Veränderung und Wachstum. Daher ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder sicher durch diese stürmischen Zeiten zu navigieren und ihnen Halt und emotionale Unterstützung zu bieten, damit sie gestärkt und zuversichtlich daraus hervorgehen. In einer globalisierten Welt sind gerade resiliente junge Menschen mit Weitblick und interkultureller Sensibilität gefragter denn je! Wie wichtig es in diesem Zusammenhang ist, ein stärkeres Bewusstsein für die Besonderheiten unserer Situation zu schaffen, erscheint vor diesem Hintergrund umso deutlicher. Es bedarf zusätzlicher Unterstützung seitens des Arbeitgebers und der jeweiligen Bildungseinrichtungen (nationale wie internationale Kindergärten und Schulen), um die Aufmerksamkeit auf die speziellen Bedürfnisse unserer Kinder zu lenken. Rechtzeitige Information bzw. spezielle Förderprogramme, psychosoziale Begleitung und interkulturelle Trainings oder Coachings von MitarbeiterInnen und ihren Angehörigen sind nur einige der Möglichkeiten für eine gezieltere und bessere Vorbereitung auf einen kulturellen Wechsel.

Die Ergebnisse der letzten Studien machen deutlich, dass es ein großes Bedürfnis von Third Culture Kids ist, wahrgenommen, verstanden und gehört zu werden. Es ist für ihr Zugehörigkeitsgefühl wichtig, sich mit einer sozialen Gruppe identifizieren zu können, sei sie reell oder virtuell, bei der sie ihre Erfahrungen miteindander teilen können und sich angenommen fühlen. Ebenso ist es für sie bedeutsam, ihre Andersartigkeit als Bereicherung und nicht als Makel verstehen zu lernen, um ihre vielfältigen Ressourcen besser nutzen zu können. Ein stabiles Familiensystem ist gerade in Zeiten des Aufbruchs eine wichtige Voraussetzung für ein Gedeihen trotz Widerstände. Umso bedeutender wäre für uns und unsere Kinder eine rechtzeitige und gezielte Vorbereitung auf das neue „Zuhause“. Die Erfahrung, in Entscheidungen miteinbezogen zu werden und neue Entwicklungschancen optimal nützen zu können, würde die Selbstwirksamkeit unserer Kinder steigern und ihre Resilienz entsprechend stärken.

International Life & Career Coaching and Counseling - Martina Spadinger, BSc MSc. Dipl. Lebensberaterin, Dipl. Business Coach, Dipl. Personalentwicklerin und Zert. Kunst- u. Kreativitätstherapeutin fuer Oesterreich, Italien, Suedtirol, Lombardei, Milano, Graz, Wien, Salzburg und Tirol.

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Martina Spadinger, BSc MSc

Psychologische Beraterin
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